Reifenkennzeichnung und Reifengrößen
In den letzten Jahren wurden die Reifenkennzeichnungen weltweit normiert. Motorradreifen werden aktuell nach der japanischen Reifennorm JATMA gekennzeichnet und tragen auf der Flanke eine
Buchstaben- und Zahlenfolge die Auskunft über die Reifenbreite, die Reifenhöhe, die Geschwindigkeitskategorie, die Konstruktionsart, den Felgendurchmesser, die maximale Tragfähigkeit und das
Produktionsdatum gibt.
Als Beispiel dient dieser Reifencode, den man Mithilfe von Bezeichnungstabellen entschlüsseln kann. Die Reihenfolge der Bezeichnungen ist festgelegt. Den Code liest man von links nach
rechts.
150/70 VR 17 68 2700
Reifenbreite: Bei diesem Beispiel beträgt die Reifenbreite 150. Die Zahl wird in Millimetern angegeben und kann je nach Hersteller Maße zwischen 130 bis 240 annehmen. Die Breite
der Reifen muss auf die Breite der Felgen angepasst sein. So kommt es vor, dass für einige Motorradtypen nur bestimmte Reifen und Felgen zugelassen sind. Man sollte auch unbedingt beachten, dass
je breiter ein Reifen ist, desto stärker muss das Motorrad bei einer Kurvenfahrt geneigt werden, desto stärker ist die Haltekraft die man am Lenker in der Kurvenfahrt aufbringen muss um den Kurs
zu halten, desto stärker richtet sich das Motorrad bei einer Kurvenbremsung wieder auf und desto instabiler wird das Motorrad bei niedrigen Geschwindigkeiten, wie beispielsweise im Stadtverkehr.
Der Vorteil eines Breitreifens liegt alleine in der besseren Haftung bei geraden Strecken und die damit verbundene stärkere Beschleunigungskraft.
Reifenhöhe: Die Höhe eines Reifens wird prozentual angegeben. Dieser Wert steht in Abhängigkeit zur Reifenbreite. In diesem Beispiel beträgt die Reifenhöhe 70% der
Reifenbreite.
Geschwindigkeitskategorie: Die angegebene Geschwindigkeitskategorie gibt Auskunft über die maximale Geschwindigkeit für die der Reifen zugelassen ist. Die Höchstgeschwindigkeiten
werden in Buchstaben angegeben. In diesem Beispiel bedeutet der Höchstgeschwindigkeitsindex V, dass dieser Reifen mit maximal 240km/h gefahren werden darf. Die folgende Tabelle zeigt die
Aufschlüsselung aller verwendeten Buchstabenbezeichnungen der Geschwindigkeitskategorie.
Zuordnung der Geschwindigkeitsindexe (GI) zu Geschwindigkeiten
GI | B | C | D | E | F | G | J | K | L | M | N | P | Q | R | S | T | H | V | Z |
km/h | 50 | 60 | 65 | 70 | 80 | 90 | 100 | 110 | 120 | 130 | 140 | 150 | 160 | 170 | 180 | 190 | 210 | 240 | >240 |
Konstruktionsart: Die Konstruktionsart gibt des Reifens wird ebenfalls durch einen Buchstabenindex ausgedrückt. In diesem Beispiel bedeutet der Buchstabe R, dass es sich bei
diesem Motorradreifen, um einen Radialreifen handelt. Radialreifen sind Reifen mit neuster Karkassentechnologie. Diese Bauweise ermöglicht eine Reduzierung der Anzahl der Karkassenlagen und eine
dadurch hervorgerufene Reduzierung der Reibungswärme. Ein Radialreifen besitzt eine enorm niedrige und dadurch starre Flanke. Diese Eigenschaft wirkt sich sehr positiv auf die Fahrstabilität aus
und optimiert das Haftungsvermögen. Durch die Reduzierung des Materials, verringert sich auch das Gewicht des Reifens, der somit weniger Kreiselkräfte aufweist. Das Handling wird durch diesen
Faktor verbessert. Außerdem wird der Verschleiß in der Laufflächenmitte durch den Radialaufbau vermindert. Die neusten Radialreifen besitzen sogar einen 0° Gürtelaufbau. Dies bedeutet, dass die
Faden des Gürtels in Umlaufrichtung, also zur Laufrichtung ausgerichtet sind. Dadurch wird der Gürtel noch steifer und die Geschwindigkeitseigenschaften werden verbessert. Radialreifen mit 0°
Gürtelaufbau verfügen über ein noch geringeres Gewicht und eine noch niedrigere Erwärmung.
Diagonalreifen sind durch die fehlende Bezeichnung nach dem Geschwindigkeitsindex zu erkennen. Bei der Diagonalbauweise werden mehrere Karkassenlagen diagonal übereinander gelegt. Bei höheren
Geschwindigkeiten steigen auch die Fliehkräfte und gleichzeitig der Umfang der Pneus. Die Breite des Reifens vergrößert sich und die Aufstandsfläche wird dadurch verringert. Es findet dadurch ein
übermäßiger Verschleiß in der Laufflächenmitte statt.
Diagonal-Gürtel-Reifen werden mit dem Konstruktionsindex B gekennzeichnet. Bei dieser Bauweise ist die Konstruktion der Karkassenlagen identisch, jedoch werden zusätzlich noch ein- oder
mehrlagige Gürtel darüber gelegt. Diese verhindern die Ausdehnung des Reifens bei hohen Geschwindigkeiten. Durch diesen Aufbau können Karkassenlagen eingespart werden und die Reifen erwärmen sich
geringer und der Verschleiß findet gleichmäßiger statt.
Felgendurchmesser: Der Felgendurchmesser wird in Zoll angegeben und lautet in diesem Beispiel 17. Die Felgengröße richtet sich ganz nach Motorradtyp und ist Abhängig von
Motorradgröße, Motorradgewicht und dem Fahrwerk des Motorrads. Heutzutage gibt es Felgen in einer Vielzahl von Designs, Farben und Materialien. Technikorientierte Motorradbesitzer verwenden vor
allem Felgen, die aus Aluminium oder Magnesium hergestellt wurden. Die Vorteile liegen in der Gewichtsreduzierung bei der Verwendung dieser Materialien. Bei Magnesiumfelgen beispielsweise können
sogar bis zu 45% des Gewichtes im Vergleich zu Standardfelgen eingespart werden. Je nach Motorradtyp verringert sich das Gewicht um 5kg bis 7kg und bewirkt eine Verringerung der Beanspruchung der
Federn, eine Reduzierung der Kreiselkräfte und somit wird ein wendigeres Fahren möglich. Aluminiumfelgen bewirken eine Verringerung des Gewichtes um zirka 25% im Vergleich zur Standardfelge, was
einem Gewicht von 3kg bis 5kg entspricht, sind dafür etwas unempfindlicher als Magnesiumfelgen und daher besonders für die Straße geeignet.
Tragfähigkeit: Die zugelassene Tragfähigkeit, die als Lastindex angegeben ist, wird in Ziffern beschrieben. In diesem Beispiel bedeutet der Lastindex 68, dass
die zugelassene maximale Traglast 315kg entspricht.
LI | 40 | 41 | 42 | 43 | 44 | 45 | 46 | 47 | 48 | 49 | 50 | 51 | 52 | 53 | 54 | 55 | 56 |
kg | 140 | 145 | 150 | 155 | 160 | 165 | 170 | 175 | 180 | 185 | 190 | 195 | 200 | 205 | 212 | 218 | 224 |
LI | 57 | 58 | 59 | 60 | 61 | 62 | 63 | 64 | 65 | 66 | 67 | 68 | 69 | 70 | 70 | 72 | 73 |
kg | 230 | 236 | 243 | 250 | 257 | 265 | 272 | 280 | 290 | 300 | 307 | 315 | 325 | 335 | 345 | 355 | 365 |
LI | 74 | 75 | 76 | 77 | 78 | 79 | 80 | 81 | 82 | 83 | 84 | 85 | 86 | 87 | 88 | 89 | 90 |
kg | 375 | 387 | 400 | 412 | 425 | 437 | 450 | 462 | 475 | 487 | 500 | 515 | 530 | 545 | 560 | 580 | 600 |
Produktionsdatum: Das Produktionsdatum wird in so genannten DOT-Nummern angegeben. Diese Nummernfolge beschreibt den Zeitpunkt der Produktion des Reifens. In diesem Beispiel
stehen die Zahl 27 für die Produktionswoche und die Zahl 00 für das Produktionsjahr. So ergibt sich aus der Zahlenfolge 2700, dass der Reifen in der 27. Woche des Jahres 2000 produziert worden
ist. Diese Angabe steht immer am Ende eines Reifencodes.
Weitere Kennzeichnung: Eine wichtige Rolle bei der Wahl des Reifens spielt eine Kennzeichnung die beschreibt, ob der Reifen mit Schlauch oder schlauchlos ist. Dabei wird ein
schlauchloser Reifen als TL gekennzeichnet, nach der englischen Bedeutung "tubeless". Und ein vorhandener Schlauch im Reifen wird als TT gekennzeichnet, der im englischen als "tube type" benannt
ist.